Bildung in der Tagespflege

 

Bildung bedeutet Aneignung von Wissen und Fertigkeit. Das heißt, Kinder in ihrer sozialen, emotionalen, körperlichen und geistigen Entwicklung zu begleiten, zu fördern und herauszufordern. Die Grundlage jedes Bildungsprozesses ist die Entwicklung von Selbstbewusstsein, Eigenständigkeit und Identität.

 

Im ganz normalen Ablauf der Tagespflege hat das Kind die Möglichkeit viele interessante Ereignisse zu erleben und dadurch zu lernen. Das gemeinsame Einkaufen, ein Gespräch mit dem Postboten oder dem Bauern, der einmal pro Woche Kartoffeln, Eier und Gemüse bringt, sind Ereignisse, für die wir ausreichend Zeit haben und an denen das Kind auch beteiligt ist. Die Einkäufe werden gemeinsam eingeräumt, benannt und gezählt. Ich plane für alles was wir tun viel Zeit ein und dadurch darf auch z.B. das Anziehen länger dauern. Da Eltern gerade morgens sehr unter Zeitdruck stehen, hat das Kind nicht unbedingt die Möglichkeit sich 5 min. lang die Schuhe anzuziehen.

 

Das Spielen ist für Kinder sehr wichtig. Ein großer Teil der Bildung findet beim Spielen statt.

Sie lernen sich auszudrücken und spielen Erlebtes nach. Dadurch wird der kognitive Bereich enorm gefördert. Es regt die Phantasie an, die Sprache und der Wortschatz erweitern sich. Es werden gesellschaftliche Regeln gelernt und geübt. Freundschaften entstehen und Regeln werden besser akzeptiert. Im Spiel kann das Kind Gefühle ausleben und Konflikte verarbeiten und im emotionalen Bereich wird es dadurch belastbarer und kann Gefühle besser verarbeiten. Das Kind erlangt eine soziale Kompetenz in einer Gruppe und lernt zu teilen und sich an Regeln zu halten.

 

Für den motorischen Bereich stehen dem Kind eine Vielzahl von Angeboten zur Verfügung. Draußen im Garten habe ich einen kleinen Fuhrpark mit insgesamt 10 Fahrzeugen, wie zum Beispiel ein Bobby Car, Dreirad, Vierrad, Laufrad, Big Motorrad und Roller. Das Kind hat dadurch die Möglichkeit die körperliche Sicherheit und Geschicklichkeit ständig zu üben. Im Innenbereich baue ich ab und zu einige Dinge zum Hüpfen auf, wie zum Beispiel große Luftmatratzen. Bei den Kreisspielen sind viele Bewegungen enthalten, die den motorischen Bereich fördern.

 

Mir ist die Selbständigkeit des Kindes sehr wichtig, und deshalb bekommt das Kind bei mir von Anfang an die Möglichkeit, so viel es geht alleine zu machen. Das bedeutet zum Beispiel, dass es beim Mittagessen immer Besteck bekommt und alleine essen darf, egal wie viel dabei auf dem Boden oder im Gesicht landet. Die Kleidung ist natürlich durch Lätzchen geschützt. Dadurch wird die Augen - Handkoordination direkt von Anfang an mit alltäglichen Möglichkeiten gefördert.

 

Um die soziale Entwicklung zu fördern, darf sich das Kind auch bei mir streiten. Da die Förderung der Problemlösungsfähigkeit sehr wichtig ist, bekommt das Kind zunächst die Möglichkeit sich alleine aus der Situation zu lösen. Da ich diese kontinuierlich beobachte, kann ich bei einer bevorstehenden Eskalation sofort eingreifen. Der respektvolle Umgang mit anderen Menschen und auch Tieren ist mir sehr wichtig. Ameisen werden draußen nicht zertreten und Spinnen werden ohne Angst und Ekel dort hingebracht, wo sie hingehören.

 

Die sprachliche Entwicklung unterstütze ich mit Liedern, Büchern, Fingerspielen und Reimen. Kinder müssen Sprache mit allen Sinnen erleben, wie zum Beispiel hell und dunkel, rau und glatt., warm und kalt oder mit Bewegung (schnell-langsam, links-rechts, oben-unten....). Ich spreche langsam und deutlich mit dem Kind und benenne die Dinge, die ich tue oder sehe. Dazu nutze ich jede Gelegenheit, wie zum Beispiel beim Anziehen der Kleidung oder wenn wir draußen unterwegs sind. Bücher spielen eine große Rolle in der Sprachförderung. Deshalb machen wir mindestens einmal am Tag eine Bücherzeit, in der das Kind sich sein Buch selber aussuchen kann. Gelegentlich - wie zum Beispiel zu bestimmten Jahreszeiten wie Weihnachten, Ostern, Herbst usw. werden die Bücher spezifisch von mir ausgewählt.